Nürnberg persönlich – jenseits von Burg und Bratwurst

Der Künstler zeigt uns seine ganz persönliche Sicht auf die Stadt, in der er lebt. Da gibt es keine Postkartenansichten – die klassischen Motive wie Burg, Bratwürste und Albrecht Dürer fehlen. Stattdessen widmet er sich Unorten wie Hofeinfahrten mit Mülltonnen, U-Bahn-Stationen (Unda Plärra), Friedhöfen oder einem Hochbunker. Kommen doch einmal Sehenswürdigkeiten vor, so liegt der Fokus woanders. So zum Beispiel bei der Frauenkirche am Hauptmarkt – hinter leeren LKWs ist nur wenig von ihr zu sehen. Oder beim Colosseum, das hier die Kulisse für eine Karawane aus Schausteller-Fahrzeugen bildet. Viele Autos finden sich in den Ansichten, jedoch keine Menschen. Christian Vittinghoff zeichnet das Bild einer Stadt, die durch die Bomben im Zweiten Weltkrieg heterogen geworden ist, geprägt vom Architekturmix der 1950er bis 1980er Jahre. Für Nürnberg-Kenner*innen sind Vittinghoffs Bilder Porträts ganz bestimmter Orte. Zugleich sind es jedoch darüber hinaus Bilder von allgemeiner Gültigkeit, denn vergleichbare Motive finden sich in vielen deutschen Städten.

2022

Christian Vittinghoff

Humunculus Verlag

Herstellung: Drukarnia Skleniarz

32 x 26 cm

100 Innenseiten

29 Autor*innen

Eines unserer schönsten Bücher – für die farbliche Feinabstimmung hatten wir sämtliche Originale bei uns. Das Buchprojekt des Künstlers Christian Vittinghoff, verlegt im jüngst ausgezeichneten Homunculus-Verlag, vereint 50 visuelle und 29 literarische Perspektiven auf Nürnberg.

Eine grandiose Zusammenstellung von Schreiber*innen – dabei sind prominente Größen wie Renate Schmidt und Nora Gomringer, junge Perspektiven wie Marian Wild, Andreas Thamm und Helwig Arenz, Krimiautor*innen wie Tessa Korber und Elmar Tannert, ebenso wie bekannte fränkische Größen, Fitzgerald Kuss und Matthias Egersdörfer sowie postume Stimmen, Hermann Glaser und Hermann Kesten. Vielfältig sind dementsprechend die Textbeiträge: Essays, Kurzgeschichten, sogar ein Songtext ist dabei.

»In dem schön gestalteten Bilderbuch mit Texten, die mal nachdenklich machen, mal erheitern, kommt Nürnbergs Widersprüchlichkeit und Liebenswürdigkeit in vielen Facetten zum Ausdruck.«

Nürnberger Nachrichten, Birgit Ruf, 1. November 2022

»Opulent. Also: Auf nach Nürnberg!«

Das Magazin, 01/2023

Vittinghoff beherrscht sein Handwerk nicht nur virtuos, vor allem ist er ein Erfinder eigener Techniken. Mich persönlich fasziniert, wie er dabei unterschiedlichste Formen von Malerei und Zeichnung zusammenbringt. Da gibt es grob gemalte schwarze Pinselstriche über feinsten Strukturen, verlaufene Tusche und Kaffee ebenso, wie detailliert gezeichnete Partien. Was von weitem eine perspektivisch perfekte Straßenansicht wiedergibt, wird in der Nahsicht zum abstrakten Bild. Hier überlagern sich verschiedenste Strukturen, die Vittinghoffs Erfindungsreichtum zeigen.